Im Alter auftretende Gedächtnisstörungen und Demenzerkrankungen werden nur allzu oft bagatellisiert und als natürliche Folge der fortgeschrittenen Lebensjahre verharmlost.
Demenzerkrankungen zählen demgegenüber nicht nur zu den häufigsten und folgenschwersten Beeinträchtigungen im höheren Lebensalter, sie sind leider auch nach wie vor ein Tabuthema. Dabei wäre gerade bei dieser Erkrankung eine frühzeitige Diagnose entscheidend, um in den Verlauf und die individuelle Lebensplanung nachhaltig eingreifen zu können. Bis Angehörige und Betroffene handeln, vergeht oft wertvolle Zeit.
Es muss nicht immer eine „primäre“ Demenzerkrankung wie z.B. die Alzheimerkrankheit sein, auf welcher das Symptom Vergesslichkeit basiert. Zahlreiche andere, teilweise auch behandel- und sogar heilbare Körperfunktionsstörungen können der schwindenden Hirnleistung zugrunde liegen. Hier ist eine frühzeitige und gründliche fachärztliche Abklärung jedenfalls angezeigt! Neben der klinischen und neuropsychologischen Untersuchung stehen hierbei auch modernste Methoden der Bildgebung (MRT, PET, SPECT, Liquor etc.) zur Sicherung der Diagnose zur Verfügung.
Vor allem die Alzheimerkrankheit, die häufigste Form einer Demenzerkrankung, zählt zu den nach wie vor ungelösten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Der Prävention gilt hier ein besonderes Augenmerk. Dazu gehört v.a. ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Bewegung. Zudem sollte man sich geistig fit halten und neugierig bleiben. Die engmaschige Kontrolle wesentlicher Risikofaktoren (Blutdruck, Blutzucker, Nikotin- und Alkoholmissbrauch, Übergewicht, Blutfette, Bewegungsmangel etc.) ist ebenso angezeigt, wie die Behandlung begleitender Erkrankungen, welche ebenfalls einen negativen Einfluss auf das Fortschreiten von Alzheimer haben können. Ist es dennoch soweit, dass sich erste Symptome der Krankheit zeigen, werden zur Therapie spezielle Medikamente eingesetzt, die Alzheimer derzeit zwar nicht heilen oder stoppen, aber zumindest die Symptome spürbar lindern können.
Durch meine langjährige Tätigkeit als Vizepräsident von Alzheimer Austria sind mir neben den medizinischen auch die psychosozialen, rechtlichen und ökonomischen Herausforderungen dieser Erkrankung bestens bekannt. Fragestellungen zum Ausmaß der Pflegebedürftigkeit, Pflegegeldeinstufung, Hilfsmittelversorgung, Vorsorgevollmacht oder Erwachsenenvertretung umfassen ebenso meinen Handlungsbereich wie gutachterliche Einschätzungen der Testier- oder Geschäftsfähigkeit.
Als Ärztlicher Leiter des Instituts Neuromed (www.institut-neuromed.at), an dem in Kooperation mit anderen Forschungszentren nationale und internationale Studien u.a. zur Therapie der Alzheimerkrankheit durchgeführt werden, bietet sich für meine Patienten zudem die Möglichkeit, selbst als Studienproband an der Entwicklung einer künftigen, wirksamen Therapie gegen das krankhafte Vergessen teilzunehmen.